Weitere Informationen:

Vokalensemble '83 – Saarbrücken
info@vokalensemble-83-sb.de

Leitung: Bernhard Leonardy
leonardy@gmx.de

 
 

Samstag, 21.3.1992, 20.00 Uhr
St. Augustinus
Saarbrücken-Eschberg

Eröffnungskonzert
anlässlich der Gründung der Vereins
„Freunde und Förderer in der Basilika St. Joahnn e.V.”

Leitung und Orgel:
Bernhard Leonardy


 

Sonntag, 12.4.1992, 20.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken

Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen
Franz Liszt (1811-1886)

Via Crucis
– Introduktion
– Station I – XIV
Franz Liszt (1811-1886)
 

Vinzenz Haab, Bariton

Leitung und Klavier:
Bernhard Leonardy



So karg, als stocke der Atem
Franz Liszts „Via crucis” mit dem Vokalensemble ‘83
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Der neue Verein „Freunde der Kirchenmusik in der Basilika St. Johann” fängt an, eine ganz andere Musik zu präsentieren. Franz Liszts „Via crucis” für Chor, Bariton und Klavier – wann hätte man das im Raum Saarbrücken je gehört? Aber nicht der Seltenheitswert machte die Aufführung so spektakulär: Das Stück zeigt einen Komponisten, der meilenweit abgerückt scheint von der Romantik der sinfonischen Dichtungen und der Virtuosität der Klavierkonzerte. 68-jährig schrieb er die 14 „Via crucis”-Episoden zu den Passions-Holzschnitten von Dürer, und Momentaufnahmen wie diese sind auch sie: Knapp in der Ausdehnung, sparsam in den Mitteln, gefügt aus wenigen Akkorden oft ohne harmonischen Zusammenhang oder dürftigen vokalen Linien, die wie abgerissene Zeilen gregorianischer Modi wirken. Fahl geben sich die Nummern, bar jeden Gefühls, und gerade deshalb machen sie so betroffen, lenken sie Aufmerksamkeit auf die (projizierten) Holzschnitte. Finden sich dort die von der Musik angedeuteten Ecken, Kanten, Sprünge? So gebannt habe ich die Zeichnungen noch nie betrachtet. Ein paar Liedstrophen sind eingeschoben, „0 Haupt voll Blut und Wunden”, „OTraurigkeit, o Herzeleid”, „Stabat mater”-Verse, allesamt in vollen romantischen Harmonien. Um so stärker fällt der Kontrast aus. Das Vokalensemble '83 sang den lateinischen Kreuzweg mit unbeirrbarer Sicherheit, dabei aber, bis auf die Leidzeilen, derart lapidar und kühl, als stocke ihm der Atem. Kaum anders Chorleiter Bernhard Leonardy am Klavier, der schroffe Akkorde reiht, emotionslos. Völlig allein gelassen der Bariton Vinzenz Haab, der, in der Regel unbegleitet, in hoher Lage schüttere Sätze singt. Komponierte Sprachlosigkeit. Darauf waren die Zuhörer nicht vorbereitet. Denn zu Beginn des Konzertes spielte Leonardy an der Orgel Liszts Variationen „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen”; dieses Stück um eine chromatisch absteigende Linie vibrierte vor innerer Glut – so kennt man Liszt. Der andere macht beinahe Angst. (Am Ostermontag um 17 Uhr folgt ein Orgelabend in der Basilika St. Johann: Bernhard Leonardy spielt dann Olivier Messiaens Zyklus „Les corps glorieux”.) Horst-Dieter Veeck


 

Samstag, 20.6.1992, 20.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken
 

Werke von
Loewe, Mendelssohn,
Spohr und Humperdink
 

Leitung und Orgel:
Bernhard Leonardy


   

Sonntag, 21.6.1992, 20.00 Uhr
Martin-Luther-Kirche
St. Ingbert
 

Werke von
Loewe, Mendelssohn,
Spohr und Humperdinck
 

Leitung und Orgel:
Bernhard Leonardy



Es gab Streicheleinheiten für die Seele
Ensemble '83 bewies sich in der Martin-Luther-Kirche als Spitzenchor
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Man hatte mit einem Kammerchor gerechnet. Doch was das Ensemble ‘83 am Sonntagabend in die Martin-Luther-Kirche brachte, war ein rechter Kathedralton. Dafür sorgten allein schon die Reihen der Männer, die die Zahl der Frauen erheblich übertrafen – eine wahrlich seltene Stimm-Disposition. Allerdings braucht romantische Chormusik ein solides Fundament, und das hat der Dirigent Bernhard Leonardy wohl bedacht. Denn sie war es, die das Programm füllte: „Geistliche Chormusik der Romantik”, heute wieder ein begehrter Artikel. Doch auf dem einschlägigen Musikalienmarkt findet sich nicht nur Handelsklasse I: Beim Wühlen griff Leonardy auch nach der doch recht einfältigen Mottette „Salvum fac Regem” des Liederkomponisten Carl Loewe und ein paar Stücken von Vinzenz Goller, und das sind Werkchen, wie sie damals zu Dutzenden entstanden. Schöner Schein. Damals: Das ist die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich überall Chöre bildeten und Komponisten emsig für sie schrieben. Große Ensembles waren Trumpf, satte, elastische Klänge, und diesen Anspruch versuchte das Ensemble zu erfüllen. Es gelang. Die Soprane sangen selbst in den Höhen warm und weich, der Alt fiel auf durch seine immerwährende Präsenz, die Tenöre und Bässe boten ein dickes Polster. Gelegentlich aber plusterten sich die Männerstimmen auf, am meisten in Heinrich von Herzogenbergs überlanger Psalmvertonung „Das ist mir lieb”. Sehr gut aber bewährte sich Leonardys Chor-Registrierung bei den kompakten Bruckner-Kompositionen. „Tota pulchra es, Maria”, ein aus dem gregorianischen Choral entwickeltes Wechselspiel zwischen Solo und Tutti erklang mit meisterlicher Klangdisziplin, im „Ave Maria” bestach die Balance zwischen Hoch-und Tiefchor: Das waren Interpretationen, die sich einprägten, nicht anders als Carl Orffs mixturenselige Vertonung eines Lobgesangs des Franz von Assisi, „Laudes creaturarum”. Doch das ist ein Werk aus den 50er Jahren unserer Zeit. Und damit man nicht etwa das nach Hause trägt, schlugen Leonardy und sein Ensemble ‘83 am Ende wieder die Brücke zum Anfang. In einer Kombination aus Singen und Summen wiederholten sie das „Geistlich Abendlied” von Engelbert Humperdinck, in seiner Schlichtheit beinahe kondensiertes Gefühl. So gab es Streicheleinheiten für die Seele. Das hörte sich alles so leicht an – und eben das zeichnet dieses Ensemble aus. Denn die romantische Musik, etwa Louis Spohrs Gesang „An die Sterne”, verlangt eine hohe Sensibilität für Klangschichtungen und -flüsse, und die erwarb das Ensemble ‘83 durch sein unentwegtes Feilen der Kunstfertigkeit. Es ist wirklich ein Spitzenchor unserer Region. Horst-Dieter Veeck


   

Sonntag, 28.6.1992, 20.00 Uhr
Martin-Luther-Kirche
St. Ingbert
 

Werke von
Loewe, Mendelssohn,
Spohr und Humperdinck
 

Leitung und Orgel:
Bernhard Leonardy



Vokalensemble '83 in der Martin-Luther-Kirche in St. Ingbert
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Mit dem Vokalensemble '83 hatte der Freundes- und Förderkreis für Kirchenmusik an der Martin-Luther-Kirche einen Chor verpflichtet, der zu den besten Kammerchören im Saarland zählt. Mit den ausnahmslos jungen Stimmen steht Bernhard Leonardy ein flexibler und ausdrucksstarker Klangkörper zur Verfügung, den er für die richtige Interpretation der im Konzert aufgeführten romantischen Werke benötigte und auch einsetzte. Es war eine interessante Zusammenstellung von Komponisten. Einigen davon hätte man geistliche Musik nicht unbedingt zugeordnet wie etwa Engelbert Humperdinck, von dem am Anfang „Ein geistlich Abendlied” erklang. Es ist ein einfaches, schlichtes Lied nach einer bekannten Choralmelodie, nur durch das Hervortreten der Männer- und Frauenstimmen in den verschiedenen Strophen gestaltet. Beim „Morgengebet” von Mendelssohn Bartholdy und bei der Motette „Salvum fac Regem” von Carl Loewe erreichte Leonardy mit starken dynamischen Wechseln eine lebendige Wiedergabe. Eine mehr romantisch-religiöse Naturbetrachtung war das Werk „An die Sterne” von Louis Spohr – einfühlsam interpretiert – und ein geistlicher Segensspruch das „Behüte dich Gott” von Joseph Rheinberger. Schon bei der langatmigen Motette „Das ist mir lieb” (Psalm 116) von Heinrich von Herzogenberg ließ Leonardy dem Chor bei den Fortissimostellen dynamisch freien Lauf und animierte ihn, wie zu einigen der romantischen Werke des Abends passend, mit „voller Kehle” zu singen, was mit den jungen Stimmen zwar eine facettenreiche Klangfarbe, im nicht vollbesetzten Kirchenraum aber auch eine ungewohnte Klangfülle bescherte. Die dabei wunderbar leicht und samtweich gesungenen Pianostellen rundeten den Hörgenuss ab. Stimmliche Abwechslung brachten zwei kleine zusätzlich ins Programm eingefügte Werke für drei Solostimmen mit Orgel von Vincenz Goller und „Herr, wie lange” (Psalm 13) von Jobannes Brahms. Hier gefiel vor allem die Solostelle der Altstimme. Im Chorwerk „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz” von Johannes Brahms traten stimmlich insbesonders die schon zahlenmäßig überwiegenden Männerstimmen hervor. Sehr schön gesungen und mit ein Höhepunkt war das „Tota pulchra es” von Anton Bruckner, ein Wechselgesang zwischen einer knabenhaften Frauenstimme als Vorsänger mit einer einfachen gregorianischen Melodie und dem Chor, der durch dynamische Berge eine interessante Klanglandschaft entgegensetzte. Als zweites Werk von Bruckner erklang sein „AveMaria". Alle klanglichen Register wie bei seiner „Carmina” setzte Carl Orff beim teilweise als Sprechgesang vertonten Lobgesang „Laudes creaturarum” des Franz von Assisi ein, im Amen mit einer schrillen Dissonanz endend. Nicht mit Dissonanz, sondern mit stillem Frieden und dem Wohlklang eines geschulten Chores voller junger Stimmen klang das Konzert mit dem als Zugabe wiederholten und zum Schluss gesummten „Ein geistlich Abendlied” von Humperdinck aus. Wolfgang G. Dörr


 

Mittwoch, 7.10.1992, 20.00 Uhr
Johannishof
Saarbrücken
 

One two three
If music be the food of love
Sweeter than roses
Henry Purcell (1659-1695)

Sing we and chant it
Thomas Morley (1557-1602)

Non nobis domine
Ave verum
William Byrd (1543-1623)

Now ist the month of maying
Thomas Morley (1557-1602)

Variation über: God save the queen
Ludwig van Beethoven (1770-1827)

The widow
William Carlos Williams (1883-1963)

Evening in lilac-time
Eric Harding Thiman (1900-1975)

Altes irisches Lied
Paul Hindemith (1895-1963)

Hark, all your lovely saints above
Thomas Weelkes (1576-1623)

O can ye sow cushions
The trees they grow so high
Little Sir William
O. Cromwell
The brisk young window
Benjamin Britten (1913-1976)

Keel row
Heinrich Poos (1928)

Hymn to the univers
Raymond Gould

Eva Leonardy-Folz, Sopran
Eva-Maria Jänicke
Monika Auert, Alt
Martin Folz, Klavier
Ilka Czylwik, Sprecherin

Leitung:
Bernhard Leonardy


 

Montag, 2.11.1992, 19.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken
 

Requiem
Anton Bruckner (1824-1896)
 

Leitung:
Bernhard Leonardy



Bedeutende Gebrauchsmusik
Bruckners „Requiem” in der Saarbrücker Basilika St.Johann
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Wann kann ein Konzertveranstalter schon mit der regionalen Erstaufführung eines Werkes aufwarten, dessen Komponist längst zu den Repertoire-Klassikern gehört? Bernhard Leonardys Findigkeit machte es am Montag möglich: Im Rahmen eines Allerseelen-Gottesdienstes in der Saarbrücker Basilika St. Johann konnten die Besucher die Saarländische Erstaufführung von Bruckners „Requiem” erleben. Bruckner schrieb das Werk 1849 mit 25, zu einer Zeit, als seine großartige Entwicklung zum bedeutendsten spätromantischen Sinfoniker noch nicht abzusehen war. Aus der Vielzahl der bloß korrekten Schülerarbeiten des angehenden Komponisten ragt das erste größere Vokalwerk Bruckners gleichwohl durch seine Aussage heraus: ein bedeutendes Stück geistlicher Gebrauchsmusik, ganz der klassischen süddeutschen Messtradition verpflichtet, unberührt von den jüngsten geschichtlichen Entwicklungen, von Wagner und der Romantik, ja von Schubert und Beethoven. Den Mitwirkenden bot das Werk in seiner asketischen Strenge freilich nur begrenzte Entfaltungsmöglichkeiten: In einigenSätzen konnte Leonardys Vokalensemble sein Differenzierungsvermögen nicht voll ausspielen, hatte ein gleichmäßiges Forte zu singen, das sich mit den stereotypen Begleitformeln der Streicher und dem Schreiten der Posaunen zu gleichwohl eindrucksvollen Klangmassen verband. Wo aber die Partitur nur Gelegenheit gab, sorgte Leonardy für dramatische Kontraste, ließ er nachsingende Stimmen energisch hervortreten. Die „Dies irae”-Rufe deklamierte der Chor mit herausfordernder Schärfe. Nur im „Quam Olim” konnten sich Alt und Sopran anfangs gegen Posaunen und Männerstimmen nicht durchsetzen. An den wenigen leisen Stimmen konzentrierte der Chor sein ganzes Vermögen zu verinnerlichtem Piano: am Schluss des „Benedictus” und im a cappella-Chorsatz des Requiem kurz vor Ende des Werkes. Als Solisten hatte Leonardy ein in seinen Leistungen ausgewogenes Quartett engagiert: Friederike Assion-Bolwin (Sopran), Dagmar Kihm (Alt), Vincenzo di Rosa (Tenor) und Adolf Seidel (Bass) sangen ihre kurzen Partien, dem Charakter des Werkes entsprechend, erfreulich schlank und bei aller Intensität des Ausdrucks ohne auffällige Allüren. Markus Waldura


   

Montag, 20.12.1992, 20.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken
 

Die Weihnachtsgeschichte
Hugo Distler (1908-1942)
 

Eva Maria Folz, Sopran
Susanne Leonardy, Alt
Erwin Feith, Tenor
Klaus Bohse-Wagner, Bass
Edgar Weiß, Bass

Leitung:
Bernhard Leonardy



Frei von allem eitlen Konzertgebaren
Vokalensemble ‘83 stimmte mit Distlers Weihnachtsgeschichte auf eine stille Nacht ein

© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Die Noten von Hugo Distlers „Weihnachtsgeschichte” dösen in Saarbrücker Musikalienschränken vor sich hin. Bei der Evangelischen Chorgemeinschaft an der Saar als Erbe von Karl Rahner im Archiv der Musikhochschule, in das sie der noch junge Herbert Schmolzti einstellte. Beide Dirigenten nutzten sie mehrfach, doch dann gerieten sie in Vergessenheit. Wie Hugo Distler, der sich 1942 34-jährig das Leben nahm, damals der populärste deutsche Chorkomponist. Jetzt, im 50. Todesjahr Distlers, packte Kantor Bernhard Leonardy die Noten wieder aus und bereitete der „Weihnachtsgeschichte” eine Aufführung, die den Vorstellungen Distlers sicher entsprach. Sein Vokalensemble '83 verfügt über die Jugend, stimmliche Frische und musikalische Kapazität der Singkreise aus Distlers Tagen, fit in der A-cappella-Kunst und frei von eitlem Konzertgebaren. Die nämlich verträgt Distlers „Weihnachtsgeschichte” nicht. Sie versteht sich als liturgische Musik, die die Geschehnisse um Jesu Geburt in aller Schlichtheit erzählt. Und doch entstehen dabei Klangbilder von ungeheurer Eindringlichkeit. Sequenzen vom „großen Licht", vom „Friedefürst” und vom „Frieden” selbst. Das sind musikalische Weitungen, denen man heute mit besonderer Hellhörigkeit begegnet. Trotz aller Bescheidenheit geht einem Distlers Musik keineswegs leicht von den Lippen. Bei aller Tonalität verblüffen die Harmoniefolgen, und vor allem die vertrackte Rhythmik verlangt gespannte Aufmerksamkeit. Das Vokalensemble '83 jedoch fochten solche Probleme nicht an. Der Chor sang die motettischen Sätze mit starker klanglicher Intensität, und von den „Es ist ein Ros' entsprungen"-Variationen, die sich durch die „Weihnachtsgeschichte” ziehen, hörte sich manch eine an wie verhaltenes Glockengeläut. Eine der erstaunlichsten ist die Strophe „Wir bitten dich von Herzen", mit denen das Ensemble den solistischen Lobgesang der Maria umgibt. Diese Partie sang Susanne Leonardy, die wie Eva Maria Folz (Engel), Klaus Bohse-Wagner (Herodes) und Edgar Weiß (Simeon) den Erzähler Erwin Feith unterstützte, einen Tenor von ungetrübter Sprachverständlichkeit. Das Stück bereitet auf stille Weihnachten vor. Mit Bach ist das anders.