Weitere Informationen:

Vokalensemble '83 – Saarbrücken
info@vokalensemble-83-sb.de

Leitung: Bernhard Leonardy
leonardy@gmx.de

 
 

Sonntag, 4.4.1993, 20.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken

Missa Sacra op 147
Robert Schumann (1810-1856)
 

Achim Lieblang, Orgel

Leitung und Orgel:
Bernhard Leonardy



Symphonische Wucht – auch ohne Orchester
Saarbrücken: Schumanns Messe in der Orgelfassung
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Selten werden Erträge musikwissenschaftlicher Forschung so ohrenfällig wie im Kirchenkonzert am Sonntagabend in der Saarbrücker Basilika St. Johann: Berhard Leonardy und sein Vokalensemble '83 führten dort Robert Schumanns Messe auf – aber nicht in der bekannten Orchesterfassung, sondern in einer Version für Soli, Chor und Orgel. Der Orgelpart von Schumanns Hand wurde erst vor wenigen Jahren unter den Manuskripten des Komponisten wiederentdeckt und 1991 zusammen mit einer nach den Quellen revidierten Neuausgabe der Orchesterfassung veröffentlicht. Diese Publikation bildet den Pilotband einer neuen, kritischen Gesamtausgabe aller Werke Robert Schumanns, die in einer eigens zu diesem Zweck eingerichteten Forschungsstelle in Düsseldorf erarbeitet wird. Mit der Orgelfassung, die auch in kleinerem Rahmen aufführbar war, wollte Schumann seiner Messe eine größere Verbreitung sichern. Zu Unrecht vergessen Der Ausbruch einer schweren psychischen Erkrankung 1854 und der Tod des Komponisten zwei Jahre später führten dann dazu, daß das Manuskript, wie so manches aus Schumanns letzter Schaffenszeit, liegenblieb und in Vergessenheit geriet. Zu Unrecht, wie man sich in der Saarbrücker Erstaufführung am Sonntag überzeugen konnte. Gewiß, der auf leichte Spielbarkeit angelegte Orgelsatz spart viele Feinheiten des Orchestersatzes aus. Aber gerade, weil er oft kaum mehr bietet als eine akkordische Stütze für den Chor, läßt er dem alle Möglichkeiten, das Werk ganz aus der vokalen Substanz heraus zu gestalten. Bernhard Leonardy und das Vokalensemble '83 haben diese Chance mit viel stilistischem Einfühlungsvermögen und frischem Temperament genutzt. In Kyrie und Agnus Dei trafen sie mit lastenden Akzenten, mit expressiv an- und abschwellenden Crescendi das schwermütig-kraftvolle Idiom der Musik, wobei sie, ganz aus dem Geist der Komposition, manches an dynamischen Feinheiten zur Partitur hinzutaten. Im Gloria scheuten sie vor dem ganz unkirchlichen Marschtempo der Gloriarufe ebensowenig zurück wie vor dem stampfenden Ländlergehabe des „Osanna in excelsis". Farbenreicher Solosopran Fast alles, was an symphonischer Wucht in dem Werk steckt, vermittelte so der Chor – auch ohne Orchester. Allenfalls auf die verwickelten Rhythmen und kleinräumigen Kontraste des Credo reagierten die Sängerinnen und Sänger leicht verunsichert – was sich auch in kleinen Intonationsunreinheiten verriet. Zum wunderschön klaren, farbenreichen Solosopran von Eva Leonardy-Folz hätte man sich im Marien-Offertorium „Tota pulchra es” statt der Orgel freilich doch den wärmeren Klang des Streichquartetts gewünscht. Auch Peter Abel (Tenor) und Sven Rech (Bariton) wären im „Benedictus” und im „O salutaris hostia” durch die Begleitung der Streicher vielleicht zu einem innigeren Piano inspiriert worden. Da Achim Lieblang an der Orgel so wenig Gelegenheit blieb, seine Künste auszuspielen, stimmte er mit Mendelssohns Präludium und Fuge in c-Moll kraftvoll auf Schumanns Messe in der gleichen Tonart ein. Markus Waldura


 

10 Jahre
Vokalensemble '83 – Saarbrücken

Sonntag, 6.6.1993, 20.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken
 

Dixit Dominus Psalm 110
Georg Friedrich Händel (1685-1759)

Te Deum (KV 141)
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Concerto Grosso op 3 Nr. 11
Antonio Vivaldi (1678-1741)
 

Junges Bachensemble Saarbrücken

Leitung:
Bernhard Leonardy



Auf ausgetretenen Pfaden wandelt er nicht gerne
Bernhard Leonardy feiert mit dem Vokalensemble '83 Saarbrücken Jubiläum-Konzert in der Basilika
© Bericht und Vorankündigung in der Saarbrücker Zeitung

Da erschien auf Plakaten und Programmen ein neuer Interpret: „Vokalensemble ‘83”. Aha, wieder hatte ein vorwärtsdrängender Musikstudent einen Chor aufgemacht, tauglich wohl für diese oder jene Produktion, aber dann doch bald am Ende des Atems. Ein dankenswerter Versuch, wie viele vorher im Raum Saarbrücken. Eine unberechtigte Skepsis. Immer unübersehbarer wurde der neue Name, immer unüberhörbarer die Musik des jungen Chores, und am Sonntag, 6. Juni, feiert das Vokalensemble ‘83 gar sein zehnjähriges Bestehen. Natürlich musikalisch: Um 20 Uhr singt es in der Basilika St. Johann Georg Friedrich Händels „Dixit Dominius” für Soli, Chor und Orchester. Der Kreis hielt sich wacker, sein Gründer und Leiter Bernhard Leonardy hat sich durchgesetzt. Und Glück gehabt. Denn bei so jungen Leuten, die ihre Ausbildung abschließen, Arbeitsplätze suchen und wechseln oder eine Familie gründen, bleibt eine hohe Fluktuation nicht aus. „Innerhalb der zehn Jahre”, errechnete jetzt ein Chor-Chronist, „gingen 145 Mitglieder ein und aus.” Das ist eine Zahl, die jedem Chorleiter Angst über den Rücken treiben müßte, die Furcht vor dem Ende der Singfähigkeit. Aber es scheint so, als habe sich die Situation stabilisiert. Auf rund vierzig Damen und Herren kann Leonardy derzeit verweisen, und immer noch liegt der Altersquerschnitt unter dreißig. Eingependelt haben sich wohl auch die beruflichen Umstände der Mitglieder. Sie sind Krankenschwester, Sozialarbeiterin, Diplom-Ingenieure, -kaufleute oder Poliziei-Kommissar, und auf sie kann Leonardy zählen. Wie sehr, das steht auch in dem Bericht des Chronisten. „Gesungen wurden über 200 kleinere und größere Werke, davon neun mit Orchesterbegleitung.” Das ist nun eine Bilanz, die jeden Chorleiter und -sänger mit Stolz erfüllen und Konkurrenten neidisch machen muß. Und einstudiert wurden all diese Dinge nicht etwa an Probenwochenenden oder in Intensivkursen kurz vor Aufführungen, sondern in regelmäßigen Chorstunden Freitag für Freitag. Freilich, schränkt Leonardy ein, reicht das nicht. Er setzt auf ein Notenstudium zu Hause, zu dem jeder in der Lage sei, und zusätzlich bietet er Register-, also Stimmgruppen-Proben an, in denen es nur um die Töne geht. Gestaltet, gefeilt wird dann im Tutti. Guckt man sich das Leistungsverzeichnis an, so spricht alles für die Wirksamkeit dieser Art zu proben. Da gab es eben zur Passionszeit eine Schumann-Messe, davor die A-cappella-Weihnachtsgeschichte von Hugo Distler, „Via Crucis” von Franz Liszt sowie Motetten von Bach und dazwischen immer wieder Konzerte mit romantischer Chormusik, Leonardys bevorzugter Domäne. „Da gibt es so viel, was noch nicht da war”, sagt er, und ausgetretene Pfade beschritte er nicht gerne. Darum wühlt er auch unentwegt in Stapeln von Notenmaterial, sei's in den Beständen der Universität oder in Insider-Musikalienhandlungen in Frankfurt oder Mannheim. „Da findet man auch sehr viel ausländische Literatur, auf die in Katalogen kaum hingewiesen wird”, kommentiert Leonardy. Und wenn er bei seinen Recherchen Negro Spirituals in ungewöhnlichen Arrangements trifft, nimmt er auch die gerne mit, zum Wohlgefallen seines Ensembles '83. So entstehen Programme von bunter Vielfalt, aber auch von praller Fülle und immer von hohem Niveau. Selbst im Freien waren solche zu hören, zur Sommerzeit am St. Johanner Markt. Das nächste steht am 2. Juli im Johanneshof an. Der Chor reist gern und viel, sang an vielen Plätzen zwischen Paris und Wien und Vác in Ungarn, und manchmal wurden auch die Medien auf ihn aufmerksam. So bestritt er eine TV-Folge von „Kein schöner Land”, und am Heiligen Abend 1990 übertrug die Eurovision die Christmette aus der Saarbrücker Basilika St. Johann, deren musikalische Gestaltung im wesentlichen das Volkalensemble '83 übernommen hatte. „So viele Zuschauer und -hörer hatte der Chor noch nie”, liest man in der Zehn-Jahre-Chronik. Die Basilika St. Johann: Das ist sozusagen die Heimstatt des Volkalensembles ‘83, denn hier ist ihr Leiter Bernhard Leonardy Kantor und Organist. Schon seit 1990, nachdem er zuvor nebenamtlich in St. Augustinus und alternierend mit seinem ersten Orgellehrer Paul Schneider in der Christ-königkirche gespielt hatte. Damals fand er sich noch im Studium, in dem er alles aufsog, was sich ihm bot, unter anderem Klavier bei Jean Micault, Dirigieren und Chorleitung bei Schmolzi, Drewanz und Hempfling, Orgel bei Rothkopf und Roth und später noch in Basel bei Daniel Chorzempa. In der Liste möglicher Examen (und besonderer Meisterkurse) fehlt keines. Und nun hat er gleich zwei Chöre, den der Basilika und das Vokalensemble '83, das sich von einem schlichten Jugendsingkreis (aus Resten entsprechender Kreise in St. Michael und St. Augustinus) zu einem angesehenen Konzertchor mauserte. Jetzt feiert es sein erstes Jahrzehnt. Hoffentlich nicht das einzige. Horst-Dieter Veeck

Wie ein Sturm treibt Händel die Töne
Ein gigantisches Netzwerk aus Sechzehntelketten wird ausgebreitet
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Er versprach ein musikalisches Feuerwerk, und das stellte sich auch ein. Von seinem zehnjährigen Vokalensemble ‘83 ließ Bernhard Leonardy die Psalmvertonung „Dixit Dominus” singen, aus deren Vokal- und Instrumentalpart es ebenso sprüht. Händel komponierte sie 20jährig während eines Rom-Aufenthaltes. Es sieht so aus, als wollte der ungestüme junge Mann den an Palestrina gewöhnten Italienern einmal demonstrieren, was die Musik der Zukunft sei. Die Basilika St. Johann, Amtssitz von Kantor Leonardy und Heimstatt des Ensemble ‘83 seit einigen Jahren, war beim Jubiläumskonzert des Chores bis auf den letzten Platz besetzt. Gespannte Aufmerksamkeit herrschte, als der Dirigent mit seinen 40 Sängerinnen und Sänger dieses Werk vorführte. Virtuosität verlangte Händel, und das ist wohl der Grund, weshalb sich hierzulande noch kein Interpret an diesen 110. Psalm gewagt hat. Ein gigantisches Netzwerk aus Sechzehntelketten wird da ausgebreitet. Der Text sollte nicht nur in Musik übersetzt, sondern ins Bewußtsein gemeißelt werden, und daher leistet sich Händel oftmals musikalische Bewegungen ganz neuer Art. Es ist nicht Schwung, der die Töne über Höhen und durch Tiefen treibt, um Ecken und Kanten hinweg, teilweise in ungeahnten Sprüngen, sondern ein Sturm. Solo-Tenor (Andreas von Rüden) und -Baß (Vinzenz Haab) beteiligen sich daran, während die beiden Sopranistinnen (Gundula Steinke und, mit besonderer Ausdrucksstärke, Eva Leonardy-Folz) sowie die Altistin (Angela Lösch) in sehr großer Ruhe Arien und Ensembles von eher herkömmlichem Zuschnitt singen. Die Fuge am Ende, die mit einem riesigen Gloria beginnt und beharrlich „saecula saeculorum” unterstreicht, mußte der Chor wiederholen. Nicht minder diffizile Notenlinien schrieb Händel in den Instrumentalpart, den das Junge Bachensemble Saarbrücken übernommen hatte. Es kam damit gut zurecht. Daß es schöner Klänge fähig ist, bewies es schon zuvor in Vivaldis Concerto grosso op. 3/11, in dem sich die Sologeigerin mit nur mäßiger Überzeugungskraft um die historische Strichweise bemühte. Mozart noch - aber die Jubiläumsgabe kam von Händel. Horst-Diter Veeck 


 

Freitag, 2.7.1993, 19.30 Uhr
Johannishof
Saarbrücken
 

Werke von
Loewe, Mendelssohn,
Spohr und Humperdinck
 

Leitung:
Bernhard Leonardy



Ein paar laszive Liedchen
„Vokalensemble '83” sang zum eigenen Jubiläum
© Kritik in der Saarbrücker Zeitung

Des Jubiläums-Reigens zweiter Teil: Das Vokalensemble ‘83, eben zehn Jahre alt schickte seinem geistlichen Konzert ein weltliches nach. Das war zur Selbstbestätigung nötig. Denn die Schar jugendlicher Sängerinnen und Sänger, seit Beginn des gemeinsamen Singens dirigiert vom Kantor und Organisten Bernhard Leonardy, versteht sich keinesfalls als Kirchenchor. Sie will ihre Stimmen frei halten für alle Chormusik zwischen Heinrich Isaac und Carl Orff, seien die zugehörigen Texte sakral oder profan. Nun gehen dem Ensemble '83 selbst Negro-Spirituals so gut von der Zunge wie ein komplizierter Händel-Satz, nur klingt's halt nicht so spannend. Zwar sucht Leonardy beileibe keine billigen Arrangements aus, das ist er seinem Chor und sich schon schuldig. Dennoch gehört die Auswahl zur eher lasziven Literatur vornehmlich von Unterhaltungswert. So muß man wohl auch andere Stücke sehen, „Evening in Lilac-Time” von Erich H. Thiman zum Beispiel oder Philipp Scharwenkas Bearbeitung des Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen”. Leonardy ließ das Stück auch noch fast ohne Atemzäsuren durchsingen, aber fürs Triefen doch noch zu wenig schmalzig. Ein absolut zutreffendes Bild des Ensembles ‘83 vermittelte die Abendstunde im Johannishof sowieso nicht. In richtiger Einschätzung der Publikumsgröße wählten die Veranstalter – das Konzert erfolgte zum Abschluß des Studienjahres der Katholischen Akademie – einen kleineren Saal mit überaus trockener Akustik. Da fehlte jedes bißchen Resonanz, und so blühten nicht einmal die französischen und englischen Renaissance-Lieder auf. Akkurat jedoch flossen sie einher, in wohlakzentuierter musikalischer wie sprachlicher Diktion. Zu den wirkungsvollsten Stücken zählten die Werkchen von Orff und Kodály. Solo-Canzonen und -Arien der Sopranistinnen Eva Leonardy-Folz und Stefanie Donner (teils begleitet von der Geigerin Carla Seidel und der Pianistin Eva Jänicke) boten dem Chor kleine Pausen, ebenso die Ravel-Skizze nach einem Stück von Camille Saint-Saëns, die Bernhard Leonardy fürs Ravel-Festival einstudiert hatte. hdv


   

Sonntag, 3.10.1993, 11.15 Uhr
Dom
Worms
 

Missa Pax Vobis
Franz Joseph Philipp (1890-1972)

Te Deum
Marc Antoine Charpentier (1673-1704)
 

Leitung:
Bernhard Leonardy


 

Sonntag, 19.12.1993, 20.00 Uhr
Basilika St. Johann
Saarbrücken
 

Missa Pax Vobis
Franz Joseph Philipp (1890-1972)

Te Deum
Marc Antoine Charpentier (1673-1704)
 

Eva Leonardy, Sopran
Catherine Nick, Sopran
Gaby May, Alt
Jürgen Huppert, Tenor
Jürgen Michels, Bass

Junges Bachensemble Saarbücken

Leitung:
Bernhard Leonardy