Vokalensemble '83 – Saarbrücken
1983 bis 2023: Es ist sehr selten in Zeiten von Projektchorsingen, Fluktuation und Beliebigkeit, über einen Zeitraum von 40 Jahren eine konstante Leistung auf hohem musikalischen Niveau zu erbringen. Denn wöchentliches Proben zeugen von einem großen Engagement, welches nur durch Talent, Fleiß und persönlichen Zusammenhalt über 40 Jahre lang aufrecht erhalten werden kann. Leiter und Organist Bernhard Leonardy und der Chor sind stolz darauf, dem verehrten Publikum auch heute bei seinem 40-jährigen Jubiläum einen Rahmen zu bieten, der anspruchsvoll ist und mit seinem Programm ein angemessenes und würdiges Konzert darbieten zu können.
Das Vokalensemble ’83 – Saarbrücken, von Bernhard Leonardy 1983 gegründet, hat sich durch Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen einen Namen gemacht, aber auch als Preisträger beim Deutschen Chorwettbewerb und bei „Let the people sing“. Über die Aufführung der klassischen geistlichen und weltlichen Chorliteratur hinaus hat sich der Chor darauf spezialisiert, selten oder noch gar nicht aufgeführte Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Dazu gehören die erste Aufführung des Dresdner Requiems von Rudolf Mauersberger außerhalb Dresdens und das „Oratorium nach Bildern der Bibel“ von Fanny Mendelssohn-Hensel als saarländische Erstaufführung, ebenso 1997 „Epitaph“ von Thomas Hofmann, ein Werk, das für das Vokalensemble ’83 – Saarbrücken komponiert wurde, und 1999 die Uraufführung des Oratoriums „Gioas re di
Giuda“ von Luigi Boccherini. Im selben Jahr wurde die „Hohe Messe in h-Moll” von Johann Sebastian Bach eingespielt. 2000 erschien die „Missa Brevis” von Zoltán Kodály und das „Requiem” von Gabriel Fauré, beides als CD, die in der Fachwelt beste Kritiken erntete. Für das Symposion zum 50. Todestag von Arnold Schönberg führte der Chor unter Anwesenheit von Arnold Schönbergs Tochter Nuria Schönberg-Nono „Friede auf Erden” auf, ein repräsentatives Werk Schönbergs, das aufgrund seines hohen Schwierigkeitsgrades so gut wie nie gesungen wird.
Schließlich wagte man sich im Jahr 2002 an ein überaus anspruchsvolles A-cappella-Programm mit Werken von Milhaud, Leighton und Villa-Lobos. Der Chor untermauerte hier seinen guten Ruf.
In den folgenden Jahren kamen folgende Werke zur Aufführung: „Marienvesper” von Monteverdi, „Israel in Egypt” von Händel und die „Missa Papae Marcelli” von Palestrina, der Silvesterabend 2008 mit festlicher Messe aus der Basilika St. Johann, von der ARD deutschlandweit übertragen. Nach 2008 wurden weitere große Werke vorgestellt: „Requiem op 148 in Des-Dur” von Robert Schumann, „Funeral Music for Queen Mary II” von Henry Purcell, die „Große Messe in e-moll” von Anton Bruckner, Johann Sebastian Bachs selten aufgeführte „Markuspassion”, die „Messe in D-Dur” von Antonín Dvorák, das „Weihnachtsoratorium” von Camille Saint-Saëns und „Russische Lieder” von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. 2011 sang man „Ein Deutsches Requiem” von Johannes Brahms. In Luxemburg kam César Franck mit der „Messe in A” und der „Psalm 150” zur Aufführung.
Weihnachtlich wurde es danach 2012 mit Giacomo Puccinis „Messa di Gloria” und Domenico Cimarosas „Magnificat”. Im Sommer und an Weihnachten folgten dann „Singet dem Herrn ein neues Lied” von Johann Sebastian Bach und die „Messe de minuit” von Marc Antoine Charpentier. Im Mai 2013 erklang im Rahmen der Musikfestspiele Saar der „Messias” von Georg Friedrich Händel in einer Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Höhepunkt 2017 war das Liverpool Oratorio vom ehemaligen Beatles-Mitglied Paul McCartney, das im Rahmen der Musikfestspiele Saar mit mehreren Chören und der Philharmonie St. Petersburg aufgeführt wurde. Ebenso begeisterte die Welturaufführung der Venezianischen Weihnachtsmesse von Charles-Robin Broad, extra für das Vokalensemble ’83 – Saarbrücken komponiert.
2018 war der Chor im Rahmen der Internationalen Musikfestspiele Saar beim großen Friedenskonzert in der Kathedrale von Verdun anlässlich des 100. Jahrestages der Beendigung des 1. Weltkrieges über den Kultursender Arte live zu sehen und zu hören. Mehr als eine halbe Million Zuschauer wurden hiermit erreicht. Mit zusätzlichen drei Chören aus dem Saarland, dem russischen Nationalorchester und dem Dirigenten Vladimir Spivakov wurde das Konzert für 2.000 Zuschauer vor Ort zu einem wahren Hörerlebnis. Mit der Aufführung der Missa Solemnis des blinden Komponisten Louis Vierne, Organist der Kathedrale Notre Dame, Paris, untermauerte der Chor im Jahre 2019 sein Anliegen, als Botschafter der deutsch-französischen Freundschaft in musikalischen Wegen unterwegs zu sein. Als eines der ersten Ensembles der Vokalmusik begann der Chor nach der Pandemie wieder seine regelmäßigen Proben, zunächst im Innenhof der Stadtgalerie Saarbrücken. Es folgte das Prologkonzert der Schöpfung von Joseph Haydn Anfang September, mittags um 12 Uhr, auf der Encore (Theaterschiff Maria-Helena) unter der Beteiligung des Saarländischen Rundfunks und des Kulturspiegels. Am 24.9.2021 wurde in den Gusswerken Saarbrücken erstmals ein großes klassisches Konzert aufgeführt, ein interessanter Ort im Spannungsfeld zwischen Industrie und Natur, aber auch ein versöhnlicher Endpunkt der über viele Jahrhunderte andauernden Lebensader der saarländischen Industrie und Arbeiterschaft, leider nach der Insolvenz in einer großen Trauer versunken. – Musik kann heilen.
Das Brahms-Requiem als Friedenskonzert mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg, bestehend aus russischen und ukrainischen Musikerinnen und Musikern, in der Hermann-Neuberger-Sporthalle innerhalb der Musikfestspiele Saar, wurde ein Highlight im Mai 2022. Nach dem Mitwirken bei den Musikfestspielen Saar 2023 im großen Abschlusskonzert in Verdun mit dem Requiem von Gabriel Fauré, feiert der Chor dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum.
Das Vokalensemble ’83 – Saarbrücken singt bei seinem Konzert in Verdun am 15.7.2023 das Requiem von Gabriel Fauré. | Foto: Dirk Guldner.